Remote INSCYD Leistungsdiagnostik
Was beeinhaltet es?
- Testprotokoll Vorgabe für Indoor oder Outdoor
- Detailierte Erkläuterung des Testablaufes
- Auswertung und Validierung der Daten
- Erstellung eines Leistungsprofils und eines INSCYD Metabolischer Fingerabdruck
- Report der Auswertung inkl. sämtlicher Leistungsdaten ( VO2max, VLamax, IANS, Kohlenhydrath/Fettverbrauch)
Warum Inscyd? Torsten erklärt es Dir!
Was genau ist INSYD?
INSCYD – Leistungsdiagnostik für Rennradfahrer:
Laboruntersuchung war gestern!
Neue INSCYD-Leistungsdiagnostik-Software – Analyse light oder echte Alternative?
Der Power-Performance-Decoder verspricht eine genaue Leistungsdiagnostik ohne Blut- und Atemanalyse auf dem Rad oder Ergometer. Ohne Trainer geht es dennoch nicht.
von Marcus Baranski Vom 17. April 2020
INSCYD
Remote Testing ist ein neuer Trend in der Leistungsdiagnostik. Abseits vom Labor könnte die Methode eine gute Möglichkeit bieten, sich mit dem Coach auf Distanz auszutauschen, den Leistungsstand zu ermitteln und das weitere Training zu gestalten. INSCYD aus der Schweiz macht mit seinem „Power-Performance-Decoder“ (PPD) als neue Funktion seiner Software genau das möglich.
„Eine Labordiagnostik hat definitiv ihren Platz und ihren Sinn in der Trainingssteuerung. Wenn ich aber eine Diagnostik für die Steuerung meines Trainings außerhalb des Labors verwenden möchte, dann sollte ich auch so praxisnah wie möglich messen. Dazu gehört es eben auch, auf dem eigenen Rad aus dem Training heraus zu testen, anstatt in künstlich erzeugten Laborsituationen”, sagt Sebastian Weber.
Wir haben uns mit Weber, einem der Köpfe hinter INSCYD, über die Diagnostik unterhalten und das Testprozedere am eigenen Leib erfahren dürfen.
Des Triathleten Lieblingsthema: Testen
Triathlon und Testen – das gehört zusammen.
Kaum eine Sportartklientel dürfte so zahlenverliebt sein. Und kaum ein anderer Sportler dürfte so viele Testinstrumente zur Verfügung haben wie der Athlet, der mit dem Schwimmen anfängt und nach dem Radfahren noch laufen geht.
Die dicke Pulsuhr, die den Triathleten früher nach außen hin erkennbar machte, ist kleiner geworden und hat mittlerweile meist GPS integriert. Am Rad wird im ambitionierten Bereich neben der Geschwindigkeit mindestens auch die Leistung in Watt gemessen – mittels speziellen Kurbeln oder Pedalen.
Das nennt sich dann Powermeter und findet immer mehr Verbreitung, auch im Hobbybereich. Gerade dort macht es Sinn, sucht man doch nach bestmöglicher Performance und einem effektiven Training. Schließlich konkurriert der Sport häufig genug mit der Familie, einem Vollzeitjob und einem Sozialleben abseits des Triathlons.
Damit man versteht, was man warum trainieren sollte, bieten Trainer – mittlerweile aber auch Apps – eine Leistungsdiagnostik an. Als Basis dazu dienen diverse Testverfahren, die es in sich haben, was Aufwand und Intensität angeht.
Das nennt sich dann meist Rampen- oder FTP-Test und beinhaltet oft den Gang ins Labor, samt Spirometrie oder Laktattest mittels Blutabnahme.
Sebastian Weber, der an der Sporthochschule Köln und der Universität Marburg studiert und vor 14 Jahren das Institut STAPS gegründet hat, hat jetzt mit dem Power-Performance-Decoder für INSCYD eine Ergänzung zu den bisherigen Verfahren vorgestellt, die rein auf eine Kombination aus Felddaten vom Rad und einer Berechnung per Software basiert.
Weber stützt sich hierbei auf jahrelange Praxiserfahrung, hunderte von Leistungstest und spezielle Algorithmen, die auf physiologischer Grundlagenforschung basieren und die er in den vergangenen Jahren an Profisportlern aus diversen Disziplinen validiert hat.
Er verspricht, damit die Genauigkeit von Labordiagnostiken im Rahmen der auch dort üblichen Messtoleranz zu treffen.
„Ein Standard-Laktatstufentest hat in der Schwellenbestimmung einen typischen Fehler von mehr als fünf Prozent, bei einigen ungünstigen Kombinationen von Testprotokoll und Auswertungsmodel sogar mehr als zehn Prozent. Da ist die Felddiagnostik mit dem PPD locker besser”, sagt Weber. Er betont: „Ein typischer VO2max-Test hat bezüglich der Reliabilität einen typischen Messfehler von mehr als zwei Prozent. Das erreichen wir mit dem PPD auch.”
Es wäre erstmalig die Möglichkeit, bisher nur aus physiologischen Labortests zu gewinnende Aussagen über einen einfachen Feldtest und die richtige Software zu erhalten. Klingt zunächst fast zu einfach, um valide Ergebnisse zu generieren. Wie genau der Feldtest abläuft, haben wir in den vergangenen Wochen ausprobiert.
Die Vorbereitung beim PPD
Der Ablauf beim Power-Performance-Decoder mag einigen in Ansätzen bekannt vorkommen aus der Erstellung eines Powerprofils oder dem FTP-Test auf dem Rad. Alle Testabschnitte können draußen, auf dem Smarttrainer oder Ergometer absolviert werden, sollten aber immer auf dem gleichen Rad stattfinden. Ein Wechsel vom Rennrad auf das Triathlonrad könnte die Ergebnisse durch eine andere Sitzposition und dadurch anders angesteuerte Muskelgruppen verfälschen.
Dieser Punkt ist auch wichtig für alle wiederkehrenden Tests zum Zweck der Vergleichbarkeit. Ähnliches gilt für die Streckenabschnitte, auf denen der Test draußen absolviert wird. Dabei muss zudem sichergestellt werden, dass keine Kurven, Senken, Einmündungen oder ähnliches den Test verfälschen.
Denn alle Abschnitte, egal wie lang, werden nach dem Motto „all out“ und im Sitzen gefahren. Die Abschnitte werden dabei einfach per „Lap“-Taste am Radcomputer gestoppt und dann an den Coach gemailt, etwa als .fit-Datei.
Wie im Labor auch, sollte man ein paar Dinge richtig vorbereiten: So sollte man in den Tagen vor dem Test nicht zu hart trainieren. Die Glykogenspeicher sollten gut gefüllt sein, und man sollte genug Flüssigkeit und schnell verfügbare Energie dabei haben. Das gilt speziell für die Endphase des Tests, da dann das längste Intervall ansteht.
Aus unserer Erfahrung empfiehlt sich eine leichte Steigung und/oder leichter Gegenwind. Bedenkt, dass bei sechs und dann bei zwölf Minuten Testdauer die Strecke regelrecht an euch vorbeifliegt und kalkuliert lieber ein bisschen mehr Distanz ein. Denkt auch daran, Powermeter und Computer zu laden und zu kalibrieren.
Die Aufzeichnungsrate am Computer stellt ihr auf eine Sekunde, schließlich geht es bei der Analyse nachher ins Detail.
Zur Sicherheit an dieser Stelle der Hinweis, sich regelmäßig vom Arzt durchchecken zu lassen. Den Test sollte nur absolvieren, wer sportlich fit und belastbar ist. Es geht nämlich gleich mehrfach in den roten Bereich. Der Test kann auf maximal drei Tage gestreckt werden, absolviert ihr alle Intervalle an einem Tag, dann seid ihr mit zwei bis drei Stunden dabei und am Folgetag werdet ihr es vermutlich etwas ruhiger angehen müssen.
Vor dem Test wird noch Größe, Gewicht und grober Körperfettanteil abgefragt, weil diese Daten nachher ins Verhältnis zur Leistung gesetzt werden.
Es geht ans Eingemachte: der Testablauf
In der Summe geht es um vier Intervalle: 20 Sekunden, 3:00 Minuten, 6:00 Minuten und 10:00 bis 12:00 Minuten. Alle werden im Sitzen absolviert und zielen auf die maximale Leistung über die jeweilige Dauer ab. „Es wird eine spezielle Testsituation erzeugt. Es gibt klare Anweisungen, wie das Protokoll durchzuführen ist. Wenn man einfach nur beliebige Trainings- oder Renndaten verwendet, dann schafft man keine Genauigkeit auf Laborniveau”, erklärt Weber.
Vor dem eigentlichen Test sollte eine mindestens 30-minütige Aufwärmeinheit mit ein paar Antritten stehen, ohne in den roten Bereich zu kommen. Zwischen jedem Testintervall sollten mindestens 15 Minuten lockeres Fahren liegen.
Begonnen wird mit 20 Sekunden aus dem Stand in einem Gang, der beibehalten wird. Viele werden diesen harten Anfang auch aus dem Labortest kennen. Er dient in erster Linie der Ermittlung der maximalen Laktatbildungsrate, der VLamax. Wichtig hierbei: sitzen bleiben und wirklich von null antreten. Falls der Gang nicht gestimmt haben sollte oder ihr nicht die vollen 20 Sekunden maximal sprinten konntet, sollte dieser Test nach einer Pause mit aktiver Erholung oder an einem anderen Tag noch einmal wiederholt werden. Wie nach jedem weiteren Testabschnitt, sollte anschließend mindestens 15 Minuten locker gefahren werden – darüber freut man sich speziell zum Ende des Testtages jedes Mal.
Nach den 20 Sekunden und 15 Minuten lockerem Fahren folgen 3:00 Minuten „all out“. Dieser Test dient unter anderem der Ermittlung der maximalen Sauerstoffkapazität VO2max – spätestens danach ist man wach und voll im Test-Modus.
Anschließend folgt ein sechsminütiger Test, der wieder die Maximalleistung auf die gesamte Zeit erreichen will. Plant für die sechs Minuten auf jeden Fall eine ausreichend lange Strecke ein, selbst eine bekannte Trainingsstrecke kann gern mal zu kurz werden, wenn man alles gibt. Denkt auch noch einmal an das Thema Flüssigkeit und Kohlenhydrate, damit noch genug für den letzten Test zur Verfügung steht. Ein Energiegel kann helfen.
Zum Abschluss erfolgt ein zehn- bis zwölfminütiger Test mit möglichst hoher Leistung. Gebt noch einmal alles bis zum Schluss. Aus diesem und den Werten der vorangegangenen Tests über drei und sechs Minuten wird der Schwellenwert errechnet, den ihr sonst vielleicht aus dem FTP-Test kennt.
Danach wird die komplette Trainingsdatei heruntergeladen und an den Coach geschickt, der diese dann an INSCYD zur Auswertung gibt. Ein Fachmann ist bei der Fülle an Daten und Parametern unverzichtbar.
Daher macht der PPD-Test den Coach auch nicht verzichtbar, sondern vereinfacht diesem in erster Linie die Arbeit. Die Analyse erfolgt über die Software von INSCYD, der speziell geschulte Coach reicht diese dann samt Erläuterung, Trainingstipps und -bereiche an den Athleten weiter. Auf der INSCYD-Website sind alle Trainer und Institute aufgeführt, die diese Form der Leistungsdiagnostik und -analyse anbieten.
Die Auswertung
Wie nach einem Labortest erhält der Athlet die Auswertung in Form aller wesentlichen Parameter wie VO2max, VLamax, Schwellenleistung und Trainingsbereiche. Dazu gibt es Fett- und Kohlenhydratverbrauch für die Steuerung von Wettkämpfen und langen Ausdauereinheiten, sowie die Geschwindigkeit, mit der Laktat angehäuft wird und die, mit der man sich erholen kann – für die Steuerung der Intervalleinheiten.
Wie genau die Parameter sind, obwohl sie ja ohne Testapparatur wie Spiroergometrie, teurem Ergometer und Laktatmessung gewonnen werden, hat Weber in den vergangenen Jahren an hunderten von Tests aus verschiedenen Sportarten erprobt und immer wieder mit Labordaten validiert.
INSCYD Metabolischer Fingerabdruck: Anhand der Grafik lassen sich Stärken und Schwächen eines Athleten auf einen Blick ausmachen.
„Wir haben eine sechsmonatige Beta-Phase hinter uns.
Daran teilgenommen haben zwei Profi-Radteams, sportwissenschaftliche Institute und einzelne erfahrene Trainer. Alle haben den direkten Vergleich zu Laktattest und Labortest. Wenn diese Testphase nicht positiv und zufriedenstellend verlaufen wäre, würden wir den PPD nicht live stellen. Gerade im Elite-Bereich und gerade mit Rad-Tests haben wir da einen Ruf zu verlieren”, sagt Weber.
Er spricht von einer Genauigkeit, die an andere Software und Datenerhebung via Labor herankommt. Kernfunktion vom PPD ist hierbei die genaue Ermittlung von VO2max und VLamax rein aus den Werten des Powermeters. Zur Absicherung dieser Ergebnisse findet dann noch eine Cross-Validierung statt: VO2max vs. VLamax und Schwelle, Schwelle vs. VLamax und VO2max und so weiter. „Bei herkömmlichen Leistungsdiagnostiken stehen die einzelnen Messgrößen wie Schwellenleistung oder VO2max separat für sich.
Ob und wie gut diese Daten aufeinanderpassen, das heißt, ob die Daten in der Kombination überhaupt einen Sinn ergeben, sieht man nicht“, sagt Sebastian Weber und erklärt: „In INSCYD werden diese Daten zu einem Gesamtbild der Leistungsfähigkeit zusammengefasst. Damit sieht dann der Trainer oder Diagnostiker auch, wie gut zum Beispiel die Schwellenbestimmung mit dem Powermeter passt und wo es gegebenenfalls Abweichungen gibt.” Weber sagt aber auch: „Man sollte sich bei allen Leistungsdiagnostiken stets vor Augen halten, dass es Messtoleranzen gibt. Das trifft auf einfache Feldtests genauso zu, wie auf aufwendige Untersuchungen im Labor mit Spirometrie.“
Die Charts
Kernstück des PPD sind die vier unten aufgeführten Auswertungen, die teilweise neu sind. Wichtig: INSCYD berücksichtigt auch die physiologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau.
Neben grundlegenden Aussagen wie der Körperzusammensetzung und einer Leistungsentwicklung legt INSCYD großen Wert auf die Testdaten im Hinblick auf die Sauerstoffversorgung und Energiegewinnung auch aus Stoffwechselprodukten wie Laktat. Das Verhalten dieser physiologischen Größen unter Steady-State-Bedingungen wird als „Load Characteristics“ des Athleten zusammengeführt. Wie bisher nur im Labor möglich, wird dieser dabei gläsern, um das Training und die Entwicklung optimal zu steuern.
Auswertungen im Zuge des PPD:
Der Sauerstoffbedarf, der sich durch die Leistung ergibt – und im Vergleich die Sauerstoffaufnahme. Das heißt, es wird ermittelt, wieviel der benötigten Leistung der Athlet aerob abdecken kann und wieviel der Leistung anaerob gedeckt werden muss.
Die Laktatproduktion und die maximal mögliche Laktatverbrennung, abhängig von der Leistung. Der Schnittpunkt ergibt die Schwelle.
Die Geschwindigkeit, mit der sich Laktat anhäuft, wenn oberhalb der Schwelle gefahren wird, sowie die Geschwindigkeit, mit der man dann das Laktat wieder abbauen kann in einer Erholungsphase (Lack-of-Pyruvate Kurve). Diese beiden Werte eignen sich, um z.B. die Belastungs- und Erholungszeiten in einem Intervalltraining exakt zu steuern.
Die Verbrennung von Fett und Kohlenhydraten, abhängig von der Leistung. Dadurch kann der individuelle Kohlenhydratverbrauch je nach Leistung bestimmt werden. Speziell auf der Langstrecke ist das der zentrale Faktor beim Triathlon.
INSCYD Bestimmung des individuellen Kohlenhydrateverbrauchs je nach Leistung.
Fazit
Aus unserer Sicht bietet INSCYD mit dem Power-Performance-Decoder eine sinnvolle Ergänzung zu den bisherigen Tools der Leistungsdiagnostik. Die Möglichkeit, abseits vom Labor und auf dem eigenen Rad alle wichtigen Kennzahlen zu ermitteln, dürfte für viele Triathleten die Schlagzahl der Testtermine noch erhöhen, vor allem weil nicht mehr jedes Mal der Gang ins Labor nötig ist. Ohne den gut ausgebildeten Coach geht ab hier aber auch weiterhin nichts.
Die meisten Athleten dürften teilweise schon mit den bisherigen Daten überfordert sein. Was dann aber aus der Analyse an individuellen Guidelines gewonnen werden kann, bietet aus unserer Sicht Potenzial, mehr aus dem Training herauszuholen. Wir werden am Ball bleiben und auch im Hinblick auf die irgendwann wieder anlaufende Wettkampfsaison weiter fleißig testen.
Quelle: https://tri-mag.de/training/leistungsdiagnostik-light-oder-echte-alternative/